Mein Text stellt sich quer. Entwerfen und Verwerfen.

Mein Text kommt mir in die Quere. Ich habe einen Entwurf geschrieben, mit viel Drive. Hört sich gut an, liest sich schnell. Vielleicht ist der Text etwas sprunghaft, eine Folge des schnellen Schreibens. Aber ich finde darin einige vergnügliche Ideen. Und darum geht es ja auch bei einem Entwurf. Vor allem bei einem Thema, bei dem man noch nicht weiss, in welche Richtung es sich entwickelt. Und nun steht die Überarbeitung an.

 

Ich habe über Feedback-Kultur geschrieben. Über die Schwierigkeit und Zurückhaltung beim Kritisieren. Über das Gute, wenn man anderen sagt, was man denkt. Ich hatte ein paar Tage zuvor mit einer Psychologin über das Thema gesprochen. Nun wollte ich bei der Überarbeitung diese Stimme in meinen Artikel integrieren. Ein journalistischer Text. Nicht was ich von der Sache halte, war wichtig, sondern die Erfahrungen der Expertin.

 

Widerstand löst sich auf

Die beiden Texte kamen sich also in die Quere. Mein geschriebener und der zweite im Entstehen begriffene. Anstelle einer klassischen Überarbeitung fing ich neu an und wusste nun, welche Richtung ich einschlagen würde. Ich schrieb einen ersten Satz, entwickelte einen Gedanken, liess die Psychologin zu Wort kommen. Auf einmal entstand trotz Anfangswiderstand, trotz Sperrigkeit des Entwurfs ein neuer Text. Wohl weil ich neu begann. Den alten Text beiseite legte und so zu einer stimmigen Abfolge und Argumentation fand.

 

Ein erster Text dient in diesem Fall nur dem Erkunden. Was will ich sagen und welches sind die Fragen? Dann, beim zweiten Durchgang und bei Klarheit im Kopf, sah ich, was ich sagen wollte, verfolgte den Diskurs und dachte an den Leser.

 

Was geschieht hier? Ein Text ist wie eine Skulptur. Man muss das Richtige finden, es sich durch Arbeit erschaffen, feilen, schlagen, formen, was immer das Material erlaubt. Und so entsteht in langsamer Schreibarbeit der Text. Den man sucht und schliesslich findet.

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